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Bilder für die MMFF

MMFF

Ich komm von einem Kurzbesuch von meinem Vater. Meine Mutter hatte mich abgeholt. Die Straße, in der ich wohne sehe ich meistens nur ein kleines Stück. Ich wunderte mich als meine Mutter von der anderen Seite der Straße rein fuhr. Nach einigen Sekunden sah ich eine Frau. Ich wunderte mich das meine  Mutter nich anhielt umd der Frau zu helfen. Ich sah sie nur blöd an und sie meinte: "Das ist nur eine Puppe, es sind schon einige angehalten und der hölzeren Frau zu helfen." Sie lächelte.

So Anmeldung ist abgeschlossen und nun geht die MMFF erst richtig los.

Chraktere sind gestellt von:

Freeman

-Pseudonym-

Majo wonderword

Ayumu(Ist ausgetreten)

Mondwolfx3

Minca

SirFranticLight

Anunyme Autorin

und ich Sunnyka98

 

So Leute ich hab mich dazu zu entscheiden das ich die MMFF auch hier veröffentliche :D Wenn ihr die Geschichte komentieren wollt könnt ihr das gerne machen und zwar unter dem letzten Kapitel.

Sunnyka

 

Prolog

Der Zeitungsartikel

Beim Zeitungsaustragen in der prallen Sonne kam ich auch noch mal aun dieser Puppe vorbei. Ich sah sie mir noch mal genauer an. Ich wollte schon immer Detektiv spielen aber hir auf dem Land wird das wohl nichts. Als ich mir die Puppe ansah fiel mir ein Zeitungsartikel ein. Die Überschrift zumindest: Frau spurlos verschwunden. Diese Puppe erinnerte mich stark an diese Frau auf dem Foto. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. In der folgenen Nacht träumte ich etwas komisches.
Ich stand auf der Straße, auf meiner Straße. Ein paar Meter von mir entfernt lag eine Frau, es war die Frau aus der Zeitung, eindeutig. Sie war nicht allein neben ihr Kniete ein Mann und hielt sie auf Boden. Die Frau wimmerte. Der Mann nahm eine Spritze und stach sie der Frau in den Unterarm. Er ließ sie los, die Frau versuchte sofort aufzustehen, doch sie sie fiel sofort wieder hin. Sie fing an zu schreien. Erst als ich sah was da pasierte, verstand ich warum sie so schrie. Der Mann lachte nur und wartete bis der Inhalt der Spritze seine Arbeit getan, lief der Mann weg. Er lief in Richtung des nächsten Dorfes. Mir wurde schwarz vor Augen und wie so oft wachte ich aus dem Traum auf.

In der Schule

Nach diesen verückten Träumen war ich froh das meine Mutter mich weckte und ich zur Schule musste. Im Bus schlief ich fast wieder ein.

(Sichtwechsel: Aussenstehender)
In der Schule angekommen ließ sich Mina auf ihren Platz nieder und legte ihren Kopf auf ihre Arme. Einige der Mitschüler kamen in den Raum.
Mina hatte einige Klassen übersprungen, somit war sie die jüngste, einige zogen sie immer damit auf. Sie verteidigtete sich das sie immer früh in der Schule war und meist einige Rätsel die ihr einige Fünftklässler stellten, immer richtig und vollständig löste. Das hatte sie von ihren Eltern,die leider Gestorben waren. Ihre Mutter war Kommisarin und ihr Vater ein ausgezeichneter Detektiv gwesen.
Mina lag immer noch mit dem Kopf auf den Armen. Einige Minuten nachdem die letzten Schüler ins Klassenzimmer kam Frau Melling rein und der Unterricht begann.
Im Unterricht war Mina recht still, deswegen konnten einige ihrer Mitschüler nicht verstehen wie sie einige Klassen übersrungen hat, doch wenn sie anfägt zu reden versteht man es. Es gab noch einige andere Schüler in der Klasse. Die meisten Waren Fünfzehn oder Sechzehn oder siebzehn. Die Klasse war in viele Cliquen aufgeteilt. Mina gehörte zu keiner einzigen. Im Unterricht müssten alle Schüler leise sein so wie bei allen Schulen. doch genauso wie es Schüler gib die sich an Regeln halten gibt es auch welchen die sie lieber brechen. Heute bekamen sie eine neue Chemielehrerin. Ihre alte Chemielererin war auf Kur, wieso wussten wir Schüler nicht.

 

Die neue Lehrerin

Von -Pseudonym-: (Sicht: Roxy: -Pseudonym-s cara)
Ein neuer Tag, ein neuer Anfang. Eigentlich ein Motto, mit dem Roxy gerne lebte. Nicht zuletzt, weil sie an meisten Tagen immer etwas verbockte – sie wusste nicht warum, vielleicht lag es ja auch an den Genen. Diesen Tag passte es aber auch irgendwie genau. Sie hatte eine neue Schule gefunden, an der sie unterrichten durfte. Natürlich hatte sie vor allem wegen ihres jungen Alters einige Probleme, an einen Lehrerjob zu kommen, doch ihre anderen Merkmale spielten dabei auch eine ziemlich entscheidende Rolle. Sie parkte ihr Auto auf dem Parkplatz, der ihr schon direkt nach ihrem Gespräch mit dem Rektor gestellt wurde. Ehrlich gesagt wunderte es sie doch, dass sie einfach genommen wurde. Vielleicht lag es ja an dem Lehrermangel. Sie konnte sich daran erinnern, dass ihr in dem Gespräch dieses Wort einmal gesagt wurde, aber viel hatte sie nicht behalten. Sie schlug die Tür ihres schwarzen Sportwagens zu und besah sich das Gebäude. Schon als sie das erste Mal hier angekommen war, erschien es ihr eigentlich ziemlich groß. Jedenfalls konnte sie sich daran erinnern, dass ihre weiterführende Schule – so kurz es auch gedauert hatte, diese  abzuschließen – nicht solche Ausmaße hatte. Die ersten Schritte vom Busparkplatz zu dem Weg, der durch die ganzen Fahrradständer führte, die sie zu ihrem neuen Job führen würden. Recht konnte sie durch die Fenster eine der Oberstufen-Klassen sehen, die sich gerade an einem Film erfreuen konnten. Wenn sie daran dachte, dass einige in diesem Raum vielleicht nur zwei, drei Jahre jünger waren als sie selbst… Aber Roxy ging weiter. Im nächsten Gebäude waren ebenfalls große Fenster an den Seiten, doch dieses Mal war eine viel jüngere Klasse darin zu sehen. Mit solchen wollte sie sich ebenfalls ungerne rumschlagen. Kleine Kinder waren manchmal doch wirklich ein wenig schwierig. Sie hatte auch nicht dabei zugehört, als man ihr verraten hatte, welche Klassenstufe sie nun am Anfang bekäme. Manchmal konnte sie sich für ihre schwache Aufmerksamkeit am Tag auch selbst hassen. Leute, die sie gut kannten, fragten sich auch immer wieder, wie gerade sie es schaffen konnte, die Schule in diesem Tempo durchzuziehen und nun schließlich mit einem leicht verdienten Doktortitel im Bereich Chemie durch die Welt zu ziehen. Sie bog rechts ab und ging in dem Gebäude die Treppe hoch, das zu den ganzen „wichtigen“ Räumen führte. Sekretariat, Lehrerzimmer, Bibliothek, Kopierraum und der ganze Kram. Doch sie steuerte vorerst ein Büro an. Das des Rektors. Für sie hatte so eine Tür schon immer das pure Böse verkörpert. Hinter ihr wütete ein Dämon, der es doch tatsächlich schaffte, das Chaos an seiner Schule nicht allzu drastisch wirken zu lassen. Und nun war sie auch noch ein Teil davon geworden? „Ein neuer Anfang“, wiederholte sie ihren ersten Gedanken und klopfte zaghafter, als sie es von sich gewohnt war.

„Sie sind zehn Minuten zu spät“, war das erste, was Roxy zu hören bekam, als sie den Raum betrat. Sie selbst interessierte das herzlich wenig, immerhin lief die jetzige Stunde noch lange genug, dass sie sich vorbereiten konnte. „Tut mir wirklich aufrichtig Leid. Ich hatte ein wenig mit meinem Auto zu kämpfen“, redete sie sich schnell raus und grüßte mit einer kurzen Handbewegung die andere Kollegin im Raum, die sie ein wenig verwirrt betrachtete. Eine gewohnte Reaktion, die Roxy mittlerweile auch nur zu gut kannte. „Ich hoffe nur, dass sie sich trotzdem noch gut genug darauf vorbereiten können, ihre Klasse gleich zu unterrichten“, begegnete er ihr weiterhin mit einem strengen Ton. Ein Dämon eben, genauso hatte sie es sich vorgestellt. „Aber Natürlich“, grinste sie,“ gar kein Problem“. „Gut. Im Sekretariat liegen schon ihre Unterlagen. Ihr Stundenplan, ihre Klassen und so weiter. Holen sie es sich einfach ab“, damit wank er sie aus dem Raum. Eigentlich war sie noch einmal glimpflich davongekommen. Sie konnte sich noch vage daran erinnern, dass auch dieser Herr ein wenig verwundert dreingesehen hatte, als er sie zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte. Schnell war auch der Raum mit den erwähnten Unterlagen gefunden. Es gab hier zwei Sekretärinnen, doch beide hatten auch eine ähnliche Reaktion auf Roxy gezeigt. Da sie ihren Stapel an Geschriebenen allerdings schon anfangs in den blick genommen hatte, konnte sie auch aus diesem Raum verschwinden, ohne groß Notiz von den Beiden zu nehmen. „Nah, mal sehen“, sie hielt den Zettel mit ihrem Stundenplan mit zwei Fingern am oberen Rand fest, sodass dieser ihr vor dem Gesicht hing. Zuerst hatte sie also eine 11. Klasse. Also doch Leute, deren Alter nicht einmal so massiv von ihrem eigenen abwich. Immerhin musste sie nicht großartig den Raum suchen. Die Klasse befand sich schon in dem passenden, weil sie vorher in diesem auch Biologie hatten. Man hatte ihr als eine kleine Extra-Info auf den Zettel geschrieben, dass die Lehrerin oder der Lehrer – das blieb ihr natürlich verschwiegen – sie vor dem Raum abfangen würde, um ihr alles nötige zu erzählen. „Richtig, was mache ich mit denen jetzt eigentlich?“, fragte sie sich leise und kramte kurz in ihre Tasche. Es raschelte laut, wegen der vielen Alufolie darin, doch viel mehr war auch nicht zu finden. Sie hatte auch herzlich wenig Lust, sich jetzt noch großartig etwas auf die Schnelle hinzuzimmern – zum Großteil, weil sie sonst nämlich noch einmal den gesamten oberen Flur auf die andere Seite entlang laufen müsste. Da lohnte es sich wirklich, einfach hier stehen zu bleiben und darauf warten, dass irgendjemand aus der Tür kam.

„So, ich werde die Stunde jetzt beenden, Hausaufgaben gibt es heute ausnahmsweise keine“, bei diesen Worten ging ein zwar geregelter, aber doch deutlich hörbarer Jubel durch die Klasse. Biologie und keine Hausaufgaben konnte man in dieser Klasse nur selten in einem Satz verwenden. „Eure neue Chemielehrerin wird auch gleich hier sein. Ihr wartet hier solange. Ich erwarte von euch, dass ihr dazu in der Lage seid, einen guten Eindruck zu hinterlassen“, typische Worte für ihre/n Lehrer/in, die nach diesen Worten den Raum verließ und die Tür wie immer vorsichtig zurückfallen ließ. Eine komplett neue Lehrerin. Welcher Schüler hatte nie Freude daran, sich entweder gut bei ihr zu stellen oder einen total schlechten Eindruck zu hinterlassen? Soweit es der Klasse erzählt wurde, war sie wirklich erst frisch von der Uni. Bei den meisten hinterließ ihr Doktortitel allerdings nicht besonders Eindruck, es liefen immerhin viele mit diesen Dingern herum, ohne wirklich viel dafür gemacht zu haben. Es klingelte. Die Pause hatte damit offiziell begonnen. Fünf Minuten Freizeit für all den Kram, den man im Unterricht verstecken sollte. Fünf Minuten Freizeit, die auch bis zur letzten Sekunde ausgenutzt wurden, als sich das Klingeln wieder über das rege Treiben in der Klasse legte. In Rekordzeit verschwanden alle Sachen, die nichts in der Schule zu suchen hatten, in den Taschen, als das Klicken des Türgriffs zu hören war.

Die Person, die dann aber den Raum betrat, machte nicht gerade den Eindruck, eine Klasse unterrichten zu können. Sie schlurfte hinter das Pult, besah sich kurz die Tafel und blickte dann ebenso gelangweilt zu der ihr gestellten Klasse. Die meisten blickten sie an wie ein Auto. Bei den Schülern war das wohl doch ziemlich nachvollziehbar, immerhin stand da eine Freu vor ihnen, blaue Haare, ziemlich gemütlicher Look – offensichtlich waren die Sachen auch noch alle eine Nummer zu groß – darüber einen weißen Kittel und die Krönung: Sie biss sich gerade schon wieder genüsslich ein Stück von der Tafel Schokolade ab, die sie gerade in der Hand hatte. Zudem schien sie gerade selbst aus dieser Klasse entsprungen zu sein, älter als 20 schätzte sie niemand. „Morgen“, grüßte sie die Klasse und richtete sich dann wieder zu der Tafel, schrieb in gut erkennbarer, aber doch geschmierter Schrift ihren Namen an die Tafel. Gerade, als sie sich wieder umdrehen und ein paar Worte an die Klasse richten wollte, hallte es ihr im Kanon entgegen: „Guten Morgen Frau Raion“. Zu ihrem Verwundern hatten sie die Aussprache ihres Namens einwandfrei über die Bühne gebracht, aber wenn sie eine Sache hasste, die sie auch schon als Schüler vehement abgelehnt hatte, war es ein solcher Begrüßungs-Kanon. „Ok, zuerst ein paar Regeln“, setzte sie deshalb sofort an,“ Regel Nummer 1: Lasst um Himmels Willen eine solche Art von Begrüßung. Da wird man ja verrückt im Kopf“, schon jetzt waren alle auf ihren Plätzen verstummt. Diese Lehrerin… machte einfach nicht den Eindruck, als ließe sich mit ihr gut Kirschen essen. „Regel Nummer zwei“, machte sie weiter,“ Jeder hier leistet seinen Beitrag. Ob ihr mitarbeitet oder nicht, ist mir egal, aber selbst, wenn hier sich niemand auch nur ansatzweise meldet oder sich dazu berufen fühlt, sich sonst irgendwie in den Unterricht mit einzubringen, kann man das als eine schlechte Leistung zählen. Im Klartext: Ihr könnt gar nicht anders, als mitzuarbeiten“. Immer noch war alles still und Roxy konnte beobachten, dass einige sogar mitschrieben, was sie sagte. „Regel Nummer drei“, setzte sie fort,“ da wir uns hier in der Chemie befinden: : Passt auf, dass ihr euch nicht versehentlich anzündet, verätzt, in die Luft jagt, verbrennt, färbt oder sonst etwas in der Richtung. So etwas kann in einer echten Sauerei enden und ich habe keine Lust, auch nur irgendwem zu erklären was oder warum so etwas im Chemieunterricht passiert…So, sonst noch irgendwelche Fragen?“ Weiterhin teils entsetzte Blicke in den Gesichtern der Schüler. Zwei Minuten starrte Roxy ohne Unterbrechung – Schokolade essen nicht dazugezählt – in die Klasse, bis sich doch jemand dazu durchringen konnte, den Finger zu heben. „Ja“, nickte Roxy dem Schüler zu, der auch gleich seine Frage stellte: „Sagen sie auch noch etwas näheres zu der Bewertung?“ Ein kaum hörbarer Seufzer entkam der Chemikerin. Natürlich würden sie danach fragen, das kannte sie selbst noch aus ihrer Schulzeit. „Ich persönlich halte nicht viel davon, wenn ich schlechte Klausuren oder Tests vor der Nase habe, aber in der 11. Klasse kann man sich, soweit ich weiß, nicht mehr davor retten. Damit sich diejenigen, die das betreffen könnte,  immerhin noch darauf vorbereiten können, werden diese natürlich angekündigt, oder eben auch nicht“, viel weiter brachte das die Klasse auch nicht, aber es sollte reichen. „Ach ja, noch etwas“, machte sie dann doch weiter,“ Was eure Namen angeht: entweder stellt ihr selbst Namensschilder auf und bewirkt so, dass ich euch nicht dauernd zunicken muss, oder ich werde auf eine andere Weise an diese kommen. Es gibt da garantiert einige Vorgehensweisen“. In diesem danach auftretenden Moment der Stille, klopfte es plötzlich an der Tür. Sie nickte dem Schüler, der dieser am nächsten war, zu, damit er öffnete. Er erhob sich ohne Wiederworte und machte auf. Zum Vorschein kam ein weiterer Schüler, der sich seine Entschuldigung wohl schon zurecht gelegt hatte: „Entschuldigung, ich war bis eben noch beim… Arzt“, bis zum letzten Wort klang es wirklich ausführlich einstudiert. Entweder log er gerade wie ein Weltmeister oder sagte die Wahrheit, aber auch das war Roxy in diesem Moment egal: „Ist gut, setz dich einfach auf deinen Platz. Deine Mitschüler können dir nachher noch alles Wichtige erklären“, begegnete sie dem Verspäteten zuckersüß, was sie eigentlich noch eigenartiger wirken lies. Sofort setzten sich beide Schüler auf ihre Plätze. Immer noch war es totenstill in der Klasse, wobei es doch eigentlich den Gewohnheiten entsprach, dass es lauter wurde, sobald ein Lehrer der Klasse den Rücken zudrehte. Dieses Mal war es nicht so. Roxy wischte ihren Namen weg und erwähnte dann nur beiläufig: „Für diejenigen, die dennoch zu faul waren, zuzuhören, schreibe ich es noch einmal extra an. Ob ihr es dann verinnerlicht, ist euch überlassen“. Das einzige Geräusch in der Klasse war das stetige Klackern der Kreide auf der Tafel, doch Roxy bemerkte, das der Schüler, der eben erst den Unterricht betreten hatte, sich an seine Sitznachbarin wendete: „Was haben wir denn heute in Bio gemacht?“ Sie flüsterten wirklich leise, offenbar hatte die letzte Reihe ein hoch ausgeprägtes Talent dafür, aber Roxy hörte dennoch aufmerksam zu, als das Mädchen neben ihm antwortete: „Nichts besonderes. Sie hat uns nur ein wenig darauf vorbereitet, weil wir nächste Stunde ja den Fisch sezieren“.

Mit einem erst lauten Quietschen verabschiedete sich das Stück Kreide aus Roxys Hand. Sie zuckte zusammen und schüttelte sich innerlich. Alleine bei dem Gedanken an diese schuppigen Meeresbewohner lief ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken: „Und noch eine Regel. Niemand hier wird in meinem Unterricht oder in meiner Anwesenheit Fische erwähnen, ist das klar?“

Die grauenhafte Stunde mit dem Fisch

Geschafft ließ sich Roxy im Lehrerzimmer an dem großen Tisch nieder. Die Stunde mit ihrer neuen Klasse war es nicht, die die 19-jährige so sehr ausgelaugt hatte, nein. Es schien wohl eine unausgesprochene Tradition zu sein, jeden Neuzugang mit den Aufgaben zu bombardieren, während man diesen durch das gesamte Gebäude schleppt, damit sie sich ja alles merken konnte. Sie konnte von Glück sagen, dass sie ein sehr gutes Gedächtnis hatte – wenn sie denn wirklich minimal aufpasste, merkte sie sich jede Kleinigkeit. Dabei würde gleich erst die vierte Stunde zu Ende sein und sie hatte jetzt schon 100% ihrer gesamten Kraft am Tag verbraucht… und auch 100% ihrer gesamten Schokolade. Ein letzter, hoffnungsvoller Griff in ihre Tasche verriet ihr ein weiteres Mal, dass sie sich nicht geirrt hatte, es war wirklich kein Krümel mehr übrig. Seufzend stützte sie ihren Kopf in ihre Hand. „Roxy, da bist du ja“, hörte sie es plötzlich von der rechten Seite,“ kannst du mir bitte einen Gefallen tun?“ Sie drehte verschlafen ihren Blick in Richtung der ihr bekannten Stimme. Das war doch die Kollegin, die sie vor dem Raum abgefangen hatte, bevor sie sich mit ihrer neuen Klasse befasste. Sie sah ein wenig gehetzt aus, vielleicht war es ja wirklich etwas Wichtiges. „Einen Gefallen? Ich denke schon“, meinte sie halbherzig. Ohne Schokolade machte ihr Tag einfach keinen brauchbaren Sinn mehr. „Ich muss so schnell wie möglich nach Hause. Könntest du bitte die nächste Stunde in der Klasse übernehmen? Du hast doch auch ein Kurzstudium in Biologie, oder? Sie werden dir schon sagen können, was genau du machen musst“, ja, sie war wirklich ein wenig in Eile. Sie sprach sehr schnell und genuschelt, aber Roxy war es gewohnt, also konnte sie jedes Wort sehr gut verstehen. „Zwei Biologiestunden an einem Tag, das auch noch getrennt?“, wunderte sie sich erstmals,“ Aber natürlich kann ich das machen, kein Problem. Ich werde ihnen schon etwas beibringen“. Sie legte ihr noch einen Zettel auf den Tisch und schon war sie verschwunden. Irgendetwas hatte Roxy doch vergessen, was das anging… was genau, konnte sie sich allerdings nicht mehr ins Gedächtnis rufen. „Hm“, sie wandte ihren Blick zu der Zeitung vor sich. Normal las sie so etwas ja nicht, aber im Moment hatte sie doch nun wirklich nichts zu tun und nach der vierten Stunde würde es auch eh wieder zwanzig Minuten Pause geben, ein wenig Zeitvertreib konnte da nun wirklich nicht schaden. Die großen Artikel übersprang sie gekonnt – bei den meisten dichteten sich die ganzen Redakteure doch so oder so nur etwas dazu, damit es umso mehr Aufsehen erregte. Wenn sie denn schon mal etwas Informatives las, waren es die kleinen, total unauffälligen Artikel. „Holzpuppe sorgt für Unstimmigkeiten bei der Polizei“ – dieser Artikel war so einer. Normal hätte sie auch diesen übersehen, aber ihr Interesse daran hatte schon eine Begründung. Vor fast drei Jahren war Roxy einen Tag zuhause alleine geblieben, ihre Eltern hatten gesagt, dass sie erst in der Nacht wiederkommen würden. Für die Blauhaarige war das kein Problem, sie blieb kontinuierlich bis mindestens zwei Uhr morgens wach, so, wie auch an diesem Tag, doch ihre Eltern kamen einfach nicht. Auch am frühen Morgen, als sich Roxy dann aus ihrer versteiften Positionierung auf dem Sofa löste und sich für die Schule fertig machte – nichts. Nach der Schule – immer noch nichts. Ihre Eltern galten von da an als vermisst. Die Polizei hatte der damals 16-jährigen erklärt, dass es durchaus möglich war, dass ihre Eltern einem Mord zum Opfer gefallen waren. Damals im dem Präsidium hatte sie während des Gesprächs Blicke auf einige Fotos hinter dem Tresen erhaschen können. Eines davon zeigte zwei Holzpuppen, die ihren Eltern zum Verwechseln ähnlich sahen. Natürlich hatte sie Zweifel gehabt, aber so etwas hätte man ihr garantiert nicht verschwiegen.

In ihren Gedanken hörte sie erst jetzt die Klingel und sah zur Uhr. Die Pause war sogar schon vorbei. Sie faltete die Zeitung wieder zusammen, schwang sich ihre Tasche über die Schulter und machte sich dann auch gleich auf zu dem naturwissenschaftlichen Trakt der Schule. Sie glaubte nicht daran, dass ihre Eltern – oder irgendjemand – von einem Verrückten zu Puppen gemacht werden könnte. Sie musste zugeben, sie hatte sich selbst damit beschäftigt – ein Grund, warum sie auch noch in Biologie ein Kurzstudium absolviert hatte – aber keine Berechnung konnte dazu führen, dass es durch ein Mittel möglich war, Menschen in Holzpuppen zu verwandeln. Und solange etwas sich nicht durch Wissenschaft wiederlegen konnte, glaubte Roxy nicht daran. Das war ihre Devise. Noch einen kurzen Seufzer äußernd, drückte sie die Tür zu dem Raum auf und wurde dann mit einem etwas überraschten Laut der gesamten Klasse begrüßt. Sie hatten natürlich keine Ahnung davon, dass Roxy jetzt hier eine Vertretungsstunde übernommen hatte, aber das konnte sich doch alles mit ein paar Worten klären. „Um die Frage zu beantworten, ich wurde von eurer Lehrerin gebeten, diese Stunde zu übernehmen, weil sie dringendst nach Hause musste und um das gleich klarzustellen. Nein, wir werden hierfür keine Chemie-Stunde ausfallen lassen, weil ich nämlich auch von Biologie genug Ahnung habe, um euch noch etwas beizubringen. Ihr müsst mir nur sagen, was genau sie mit euch in dieser Stunde vorhatte“, sie verschränkte die Arme und sah in die Klasse. Jeder sah sich unsicher zu den Seiten, zu der Decke oder zu seinem Sitznachbarn um – nur Roxy anzusehen, vermieden sie gekonnt. „Sagt schon etwas, ich werde euch schon nicht umbringen“, meinte sie ehrlich, doch wusste sie noch nicht, warum die ganze Klasse gerade in so ein Schweigen verfallen war. Doch dann hob sich in einer der mittleren Reihen ein Finger. Roxy sah zu der Schülerin. In der ersten Stunde war sie nicht sonderlich aufgefallen, weder positiv noch negativ, wobei eigentlich jeder Schüler noch in etwa diesen Status hatte. „Ja, Mina“, nickte sie der Schülerin zu und bemerkte, dass diese kaum merklich zusammenzuckte. Jeder andere hätte das übersehen, aber Roxy hatte Talent dafür, die Gestik und Mimik eines Menschen unbeschreiblich genau betrachten zu können. „Sie sagte, dass wir diese Stunde einen Fisch sezieren“.



Die Worte hallten in ihrem Kopf wieder. „Fisch“ und „sezieren“. Zweites war nicht einmal das Schlimmste, Roxy zerlegte unglaublich gerne Sachen. Sie erinnerte sich dunkel daran, wie sie reagiert hatte, als ihre Klasse damals einen dieser schuppigen Gesellen auseinander nehmen musste. Natürlich hätte sie bei jedem anderen Tier vollkommen professionell und zielstrebig gearbeitet und hätte sich keine Gedanken darum gemacht, nur bei einem Fisch hatte sie so einige mächtige Probleme. Resultat des ganzen war damals, dass sie ihren Biologielehrer mit dem Augen des Fisches abgeworfen hatte. Daraus entstanden war zwar eine sechs, aber dafür gab es einen erkennbaren Fisch weniger auf der Welt. Zu ihrem Pech hatte sie sich aber auch davon alle richtigen Schritte gemerkt – sprich also nicht den Weg, wie man das Auge am besten herausbekam, ohne dabei Hände zu benutzen – um dieses Tier aufzuschneiden, wie es die Schule vorschrieb. Das hatte sie vergessen, die Schüler hatten sich doch erst in ihrer Stunde darüber unterhalten. Sie erinnerte sich an den Zettel, den ihre Kollegin ihr gegeben hatte, zog diesen hastig aus der Tasche ihres Kittels und schlug sich nach dem Entfalten innerlich selbst gegen die Stirn. *Die Fische befinden sich in der großen Kühltruhe in der Sammlung* Hatte sie dort aufgeschrieben. Wiederwillig und auf leicht zähnefletschend knüllte sie den Zettel zusammen und betrat die Sammlung hinter dem Biologieraum. „Große Kühltruhe also, ja?“, zischte sie leicht gereizt hervor und fand auch gleich den blauen Behälter. Bei dem Gedanken, wie viele Fische sich in diesem befanden, fuhr ein unangenehmer Schauder durch sie durch. Das konnte doch alles nicht wirklich wahr sein. Der erste Tag – der verdammt erste Tag – an dieser Schule und sie wurde schon an das absolute Maximum ihrer Stahlseile von Nerven gebracht. Sie ließ sich nichts anmerken und zog die Truhe vor das Pult. Sie würde sich davor hüten, den Schülern eigenhändig zu zeigen, wie man dieses Viech am besten aufschneiden konnte – dafür hatte sie nämlich eine durchaus beliebte Taktik. Zu ihrem Glück hatte ihre Kollegin alles bereitgestellt. Die Tablette, Skalpelle und Klammern lagen auf dem Tisch bereit. „Gut hört genau zu“, sie klang ein wenig gereizter, als sie es wollte,“ Jeder nimmt sich der Reihe nach ein Tablett, ein Skalpell und zwei Klammern. Das Werkzeug legt ihr zuerst auf euren Tisch und nehmt euch dann hiermit“, sie hielt eine Art Greifzange in die Höhe,“ einen Fisch auf euer Tablett. Wenn jemandem etwas runterfällt, weil er nicht zweimal laufen will, sitzt dieser Jemand heute nach“. Ein geschocktes Raunen ging durch die Klasse. Solche Lehrer gab es nun wirklich gelegentlich und es gab auch in jeder Klasse eine Sorte von Schülern, die sich einen Dreck darum scherten, eben solchen Lehrern zuzuhören. Wer genau das war, konnte Roxy schon beim abwechselnden holen der Materialien sehen. Manche drängelten sich vor, nahmen sich nicht in der aufgesagten Reihenfolge die Werkzeuge – das war eher nebensächlich, aber sie hasste es, wenn etwas nicht genau so lief, wie man es plante. Und schon hörte man das erste Geschirr auf den Boden fallen. Genervt wandte sich Roxy zu dem Verursacher. Skylars gesamte Utensilien lagen fein säuberlich auf dem Boden zerstreut. „Hatte ich mich etwa nicht klar genug ausgedrückt?“, fragte Roxy kalt und bekam erst einen geschockten Blick, dann aber wand sich das Gesicht ihrer Schülerin gen Boden. „Das war nicht ihre Schuld, ich hab sie aus Versehen angerempelt“, ging Bella vorlaut dazwischen, doch Roxy lies das kalt: „Gut, dann sitzt ihr eben beide nach“.

Schon in diesem Moment konnte Roxy sehen, wie sie für die Klasse immer unsympathischer wurde, aber auch das interessierte sie herzlich wenig. So gemütlich sie auch war, eine gewisse Autorität strahlte sie als Lehrerin schon aus. Besonders bei Schülern, die vielleicht zwei Jahre jünger waren als sie – abgesehen von Mina, Roxy konnte sehen, dass sie nicht in das Altersschema der Klasse passte – hatte sie einen gewissen Drang dazu, ernst genommen zu werden. „Ist das nicht ein wenig unfair?“, fragte Karuzo, bekam aber auch einen gleichgültigen und monotonen Blick von ihr: „Findest du das etwa?“ Auch er wand den Blick gekonnt zur Seite. Entweder waren hier alle ein wenig schüchtern oder Roxy hatte mächtig Eindruck gemacht, wobei sie den 15-jährigen von Anfang an nicht als das lauteste Kehlchen eingeschätzt hatte. „Ich würde sagen ja“, brachte er eher geflüstert und genuschelt heraus – wahrscheinlich sollte Roxy es nicht hören, doch sie tat es. Ein zuckersüßes Lächeln prägte ihre Lippen: „Schön, du sitzt auch nach!“

Mitten in der Stunde. Die ersten Schnitte waren ohne Probleme verlaufen. Roxy hatte einen ziemlich naturgetreuen Fisch in weniger als einer halben Minute an die Tafel gekritzelt und hatte dort der Klasse gezeigt, wo genau sie diese platzieren mussten. Aber man kannte das ja. Wenn man denkt, nichts läuft schief, läuft es auch schief. Abgesehen von dem äußerst unangenehmen Geruch von Fisch, der Roxy in die Nase trieb, schien niemand aus der Klasse wirklich abgeneigt davon, diesen Meeresbewohner zu zerlegen. Sie hätte er vollkommen verstanden, wenn sich jemand geweigert hätte, vermutlich hätte sie diesem Schüler auch noch einen roten Teppich nach draußen aufgerollt, aber ohne jemanden, der sich nicht in diesem Raum befinden wollte, hatte sie auch leider keinen Grund, die Klasse kurz unbeaufsichtigt zu lassen. Und als hätte sie es nicht geahnt, flog, als sie gerade den nächsten Schnitt an der Tafel einzeichnete, ein Fischauge direkt neben ihr auf die Zeichnung. Vor Ekel bildete sich eine Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper, als sie nicht drum rum kam, diesem runden Etwas dabei zuzusehen, wie es verschwörerisch langsam an der Tafel herunterglitt. Sie schüttelte sich ein weiteres Mal, als sie das leis Geräusch vom Auftreten auf den Boden hörte. „Wer immer das auch war“, meinte sie finster,“ sei froh, dass ich nichts gesehen habe und deine Klassenkameraden zu feige sind, dich zu verraten“, sie wendete sich wieder ihrer Arbeit zu, zeichnete den nächsten Schnitt. Sie ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, sie war immerhin am Arbeiten. Es würde absolut kein gutes Vorbild abgeben, wenn sie sich wegen eines kleinen – wobei es für sie doch ein sehr großes Problem war – Fisches die Fassung stehlen lassen. Ihre Nerven lagen blank, aber sie würde diese Stunde schon noch überstehen. Es waren doch noch höchstens zwanzig – grauenhafte – Minuten, bis sie von dieser Qual erlöst wurde.

 

Von Psychokillern und anderen wirren Dingen

Heute war mein erster Tag an dieser Schule. Ich hatte die Aufgabe, die Schüler mit einer Art Projekt bekannt zu machen. Warum ausgerechnet ich dazu auserkoren wurde, dämlichen Schülern der elften Klasse das Thema Psychologie nahezubringen weiß ich heute noch nicht auf den Punkt genau, sicher ist nur, dass die aktuellen Vorfälle ein Grund dafür waren.. Auf jeden Fall war das ganze meine Aufgabe, meine Uhr zeigte fünf Minuten vor Elf und die vierte Stunde lief gerade. In etwa einer halben Stunde sollte ich einen Vortrag über Psychokiller halten... das konnte ja heiter werden. Aber meine Bedenken mal zur Seite.
Mit meiner grauen Umhängetasche schlenderte ich über den leeren Schulhof. Es war Herbst und eine angenehm sanfte Sonne strahlte wissend auf das Gebäude herab. Ich mochte sie nicht, die Sonne. Aber das war ja nur nebensächlich. Ich trottete also an dem Naturwissensschafstrakt der Schule entlang und besah mir ein paar verschiedene Klassen in Bio- und Chemiesälen. Vor einem davon blieb ich stehen.
„Na, das sieht ja nach viel Spaß aus. Ist da kein Lehrer drin?“, redete ich leise mit meiner kleinen Wegbegleiterin Naomi. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich die Einzige bin, die Naomi sehen kann und mit der sie redet. Die meisten sagen, das sei nur ein Hirngespinst, letztendlich jedoch - kaum zu glauben, aber wahr - ist sie der Grund, dass ich Parapsychologie studiert habe. Mein großes Ziel ist nämlich, ihre Existenz zu beweisen. Ich sehe ein, dass es sich bei der kleinen, schmalen Fee, die da immer auf meiner Schulter saß und blöde Kommentare gab, nicht um ein Wesen handelt, das normale Menschen mit ihren Sinnen erfassen können. Wenn ich allein bin, ist das an sich kein großes Problem, außer dass sie einem manchmal echt auf die Nerven geht, aber wenn andere Leute dabei sind, bin ich oft sehr versucht, ihr zu antworten. So viel also zu ihr. Achja, sie hat rote Haare und ebenso rote Flügelchen. Sie ist eine Fee, die sich immer bedacht schwarz kleidet und schminkt. Der einzige Grund, dass ich Wimperntusche besitze ist sie.
„Doch, das ist die an der Tafel, siehst du das nicht?“, kam ihre Antwort kritisch zurück. Ich nickte nur, da ich keine Lust hatte, mit ihr einen Streit vom Zaun zu brechen. Aber wie immer hatte sie Recht - sie hatte fast immer Recht, immerhin besaß sie viel ausgeprägtere Sinne als wir Menschen - und die Lehrerin stand an der Tafel und starrte mit einer verkrampften Hand auf das Fischauge, das an der Tafel klebte.
„Warum wird man Biolehrerin, wenn man keine Fischaugen verträgt?“, scherzte Naomi. Ich warf ihr kurz einen Blick zu und musterte dann wieder die Lehrerin.
„Es könnte viele Gründe geben. Vielleicht ist die ja gar keine richtige Biolehrerin. Oder sie liebt Lebewesen und die Wissenschaft, die dahintersteht, nur hat sie eine Megaphobie gegen Fische.“ Ich hielt kurz inne und dachte nach. „Aber wenn es denn so sein sollte, hab ich absolut keine Ahnung, warum sie dann einen Fisch seziert. Aber Menschen sind ohnehin die seltsamsten Lebewesen auf der ganzen Erde.“ Ich schüttelte noch kurz den Kopf und zwang mich dann dazu, meine Aufmerksamkeit auf den kommenden Vortrag zu richten und vernahm von Seitens Naomi nur noch ein kurzes „Na dann“.

Um Punkt Elf stand ich im Zimmer des Direktors und lauschte halbherzig den Anweisungen, die er mir gab.
„Diese Projektwoche dient dazu, den Schülern der elften Jahrgangsstufe das Thema Psychologie nahezubringen. Unsere Schule ist bekannt dafür, sich mit diesem und ähnlichen Themen zu beschäftigen, wie sie wissen sollten, Frau Redwoods.“ Ich nickte.
„Ja, ich weiß, Herr Direktor. Immerhin bin ich selbst neun Jahre auf diese Schule gegangen -  ein mitunter sehr... bedenkliches Erlebnis.“ Ich grinste schief. „Freut mich sie wiederzusehen.“ Er nickte und lächelte leicht zurück. Ich war eine von wenigen Schülerinnen gewesen, die nicht wegen Prügeleien ins Rektorat beordert wurden, sondern wegen unangenehmer Zwischenfälle mit „Schwererziehbaren“. Ich habe mich gerne mit Sonderfällen beschäftigt und in der Zehnten wurde ich immer als „interne Psychologin“ herbeigerufen, wenn es wieder Probleme gab. Und ich war eine der Lieblingsschülerinnen so ziemlich aller Lehrer. Von daher würde ich im älteren Lehrerkollegium schnell Anschluss finden.
„Freut mich ebenfalls. Ist Yuca in Ordnung?“ Ich nickte und Naomi zwickte mich in den Hals. Sie mochte es nicht, wenn ich die Leute duze. „Gut, dann sind hier deine Arbeitsmaterialien. Frau Höcking wird dir deinen Platz zeigen, den großen Physiksaal weißt du ja noch? Dort findet der Vortrag statt. Eventuell finde ich mich auch dort ein, ich habe gehört, ihre Überlegungen seien sehr interessant.“ Ich lächelte wieder und warf Naomi auf meiner Schulter einen zweifelnden Blick zu. Ich bezweifelte, dass der Direktor viel von der menschlichen Psychose verstand. Aber nun gut, das ist schon wieder ein anderes Thema.
„Danke. Ich freue mich schon darauf!“, übertrieb ich etwas. Ich freute mich nicht wirklich darauf, aber ich war schon gespannt, wie weit ich mit der jetzigen Jahrgangsstufe Elf in die schwierigeren, aber weitaus interessanteren Themen einsteigen konnte. Und wie offen sie für das Thema Parapsychologie waren.
„Dann bis später“, entließ er mich aus der Besprechung. Ich schnappte mir meine Arbeitsmaterialien und machte mich auf den Weg ins Lehrerzimmer. Frau Höcking, eine große, blonde Lateinlehrerin führte mich zu einem kleinen Büro das etwas abseits des Lehrezimmers war, um genau zu sein gegen über des Lehrerzimmers . Es war ruhiger in dieser Nische und ich war froh, dass sie meinem Wunsch, mir einen etwas von dem allgemeinen Lehrertrubel abgeschirmten Platz zu geben. Durch ein Fenster hatte ich freie Sicht auf den Naturwissensschafstrakt. Kurz suchte ich das Erdgeschoss nach dem Biologieraum von vorhin ab. Ich fand ihn schnell und wusste auch gleich dass es der dritte Biologiesaal war, mein absoluter Liebling unter den Wissenschaftsräumen.
Frau Höcking war schon lange verschwunden, als ich mich umdrehte und in meiner Umhängetasche wühlte. Ich zerrte einen Schokoriegel aus meinem Schokogeheimfach und biss genießerisch ein Eck herunter.
„Kann ich auch was haben?“, fragte Naomi mich und ich brach ihr ein Stück herunter, das so groß war, dass sie es gerade noch halten konnte. Sie war ja auch so klein, dass sie achtmal auf meine Hand passte.
„Danke!“, mampfte sie. Ich lächelte sie an und blickte, die eine Hand in der Kitteltasche versenkt, aus dem Fenster.
„Es ist seltsam, wieder hier zu sein. Total wahnsinnig, dass ich wegen der Puppen wiederkehre.“ Ich zog einen kleinen Zeitungsausschnitt aus meiner Hosentasche und las ihn zum hundertsten Mal durch.
„Ja. Schon irgendwie“, stimmte Naomis helle Stimme mir zu. „Nach fünf Jahren bist du wieder wegen diesem alten Fall hier.“ Sie ließ die Füße baumeln und musterte mit ebenfalls trübem Blick die Eiche, die da Mitten im Schulhof stand.
„Oh, und die Puppen sind übrigens aus Zedernholz. Es ist leicht zu bearbeiten, nimmt die Farbe schnell auf, wenn man es anmalt. Also perfekt für unseren Marionettenspieler.“ Ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit und es war nicht die freundliche Art. Eher die wissende, ironische Art. Naomi nickte und ich schob mir das letzte Eck Milchschokolade in den Mund.

Zehn Minuten stand ich in dem Physiksaal und betrachtete etwas ratlos die freien Sitzplätze. Insgesamt waren es nur Vierzig Stück. Bedenken, dass alle hineinpassten hatte ich trotzdem nicht. Man hatte mir gesagt, dass die Schüler auf drei Gruppen aufgeteilt worden waren und so nahm ich es hin. Ich hängte zwei große Plakate an die Tafel. Das eine zeigte das Logo mit sämtlichen offiziellen Informationen über meine Forschungsgruppe, das andere war ein Photo im Format A2. Selbst bis auf die hintersten Plätze müsste man erkennen können, dass das, was darauf abgebildet war, kein Mensch war, sondern eine Zedernholzpuppe, die meinem verschwundenen Bruder verdammt ähnlich sah. Ich betrachtete es kurz, dann wandte ich meinen Blick ab.
„Ich hätte gedacht du hast es Überwunden?“, meinte Naomi neckisch von dem Rahmen der Tafel herab. Sie saß über der linken Ecke des Photos.
„Die Zeit heilt alle Wunden, doch bei mir reißt sie sie wieder auf“, zitierte ich mit einem monotonen Singsang meine Lieblingsband Silbermond. „Du weißt, dass ich ihn mit jedem Tag, den er nicht da ist, mehr vermisse. Aber...“ Ich hielt inne und sah mich kurz um, ob denn auch wirklich keiner mithörte. „... ich werde ihn mir wiederholen, und wenn ich dazu Pluto und dem Zerberus und Hades und wie sie alle heißen etwas auf der Lyra vorspielen muss.“ Es war mein Ernst, und nicht einmal ein schlechter Scherz. Ich glaubte daran, dass man die Seelen irgendwie in die Welt zurückholen, oder zumindest ihre Energien anzapfen kann. Naomi wusste das, doch sie wusste auch, dass ich von ihr erwartete, es als miesen Witz zu sehen und zu lachen. Und das tat sie auch. Sehr gekünstelt, aber das Ganze war ein heikles Thema, bei dem ich Fuchsteufelswild werden konnte. Dann hatte sich das Thema auch schon, denn die ersten Schüler kamen herein.
Ich beobachtete sie und stellte zufrieden fest, dass es bereits zwanzig waren. Noch ungefähr doppelt soviel und alle waren anwesend. Sie musterten mich kritisch und manchmal hatte ich das Gefühl, dass sich ihre Blicke in meine Schulter bohrten, wo nun wieder meine kleine Begleiterfee saß. Das war natürlich Unsinn, immerhin konnte sie niemand außer mir sehen. Und doch machte mich die Anwesenheit der musternden Blicke nervös. Zu Recht hasste ich es, wenn ich vor vielen Menschen Vorträge halten musste. Aber lieber Vorträge als Konzerte. Ich lächelte in mich selbst hinein und stellte mich hinter das Lehrerpult, auf dem meine Unterlagen und ein kleiner Laptop lagen. Meine Finger verschränkten sich wie zum Gebet und ich schloss die Augen. So wartete ich geduldig die nächsten zehn Minuten bis zum Gong ab.

Ich verharrte so lange reglos, bis das Getuschel der Schüler verebbt war und ich wusste, dass sie mir alle zuhören würden. Keiner kam hier herein, wenn es ihn nicht wenigstens ein kleines bisschen interessierte. Meinen Kurs wählten nicht die, die ihn nur nehmen würden, weil sie irgendwohin mussten. Die Projektwochen liefen folgendermaßen ab: Aus verschiedenen Forschungs- und Arbeitsstätten kamen hohe Tiere und hielten eine Woche lang verschiedenste Vorträge über ihr Fachgebiet. Ich war eine klitzekleine Ausnahme, da ich sozusagen zum Lehrerkollegium zählte und nicht wie alle anderen als Gastreferent. Auf die Gründe kommen wir vielleicht später noch zu sprechen.
Nun gut, es war totenstill im Raum und man hätte sogar die berühmte Stecknadel gehört, ganz sicher. Ich zählte bis zehn, dann schlug ich die Augen auf und musterte mein Publikum eingehend. Urplötzlich breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus, als ich die Lehrerin von der Fischstunde erkannte. Sie war jung, nicht älter als Zwanzig. Aber sie war nicht die einzige, seltsame Person hier. Mir fiel auch sofort ein Mädchen auf, das zu jung für diese Jahrgangsstufe aussah und trotzdem älter wirkte als die meisten hier. Eine interessante Gesprächspartnerin. Ein Lächeln zeichnete meine Lippen und winkelte meine Arme an, wobei sich meine Hände voneinander lösten. Ich drehte mich um und schrieb Redwoods unter das Plakat an die Tafel, ohne auch nur einen Laut zu machen. Ich hatte es geübt, weil ich wusste, dass es unnatürlich war, keine Geräusche zu machen. Ich drehte mich wieder zu meinem Publikum um und schloss die Augen.
„Mal angenommen, ich bin blind, und ihr sollt mir beschreiben, was ihr in diesem Raum seht, was erzählt ihr mir dann?“ Es war eine allgemeine Frage und zunächst hörte ich immer noch nichts. Dann tuschelten die Schüler und einer fragte vorsichtig, als könnte ich ihn beißen:
„Aber sie sehen nicht, wenn wir uns melden...“ Er verstummte kleinlaut. Ich lächelte noch einmal und antwortete ihm.
„Das ist kein Problem, das macht ihr untereinander aus, wer redet.“ Ich spürte verwirrte Blicke, dann erhob sich wieder ein allgemeines Gemurmel. Dann hörte ich eine weibliche Stimme.
„Auf dem rechten Plakat, von mir aus gesehen, steht der Name einer Forschungsabteilung. Parastudy, denke ich. Darunter eine Adresse und ein paar Informationen.“ Zehn Sekunden verstrichen, dann war ich mir sicher dass sie nichts mehr sagen würde.
„War das alles? Ich sehe nun eine Schrift vor mir, aber immer noch keinen Raum.“ Im hinteren Eck rührte sich nun jemand. Eine scharfe Stimme, doch ich erlaubte mir nicht, die Augen zu öffnen. Stattdessen lauschte ich ihrer Beschreibung:
„Was bringt es ihnen, dass wir den Raum noch einmal detailliert erklären? Das Bild, das sich dann anscheinend in ihrem Kopf bilden soll, könnte sonst noch so aussehen.“ Sie machte eine kurze Pause. Ich spürte bereits, dass sie nicht die Person war, die an die Dinge glaubte, die ich heute erzählen würde. Dann sprach sie weiter.
“Ich könnte genau sagen, wie es hier aussieht. Vor ihnen befindet sich das Pult, knapp zwei Meter lang und einen Meter breit, die Farbe ist in etwa Aquamarin mit einem kleinen Hauch von Nepalgelb. Der Boden fasst etwa 20 Quadratmeter, ist in einem Ziegelsteinroten Ton gehalten und hat eine leichte Maserung in sich. Rechts, von ihnen aus gesehen, befinden sich insgesamt fünf Fenster, aufgeteilt durch Rahmen mit der Farbe Kaltgrau IV. Die Tische stehen in geraden Reihen, vier an der Zahl, mit jeweils fünf von ihnen. An jedem Tisch sitzen zwei Schüler.“ Sie stoppte noch einmal, nur ganz kurz. Ich nahm ihre Kritik wortlos hin.
“Und doch kann ich einfach sagen, dass sie nicht an einen Rosa Elefanten denken sollen und schon denken sie eben genau an so einen.“ Ich visualisierte einen rosafarbenen Elefanten und ich schüttelte leicht lächelnd den Kopf.
"So soll es sein, ich denke an einen Elefanten, der in einem Physiksaal steht." Ich grinste, behielt aber immer noch die Augen geschlossen.
"Mir bringt es aus ihrer Sicht nicht viel. Und eigentlich ist der Sinn der Übung, dass die Schüler lernen hinzusehen." Ich legte den Kopf schief und wandte ihn in die Richtung, aus der dieser unverkennbar voreingenommene, eine andere Meinung nicht duldender Ton seinen Ursprung hatte.
"Ich wollte testen, auf welche Weise die Schüler sehen. Und ich muss sagen, ich bin von Ihnen sogar etwas enttäuscht. Auch wenn ich es Ihnen nicht verübeln kann, dass sie diesen sachlich nüchternen Blickwinkel bevorzugen. Und doch haben sie in ihrer Beschreibung etwas vergessen. Was ist an den Tafeln? Das Plakat?" Ich öffnete die Augen und grinste, denn die Person, die mir da widersprochen hatte war die Fischlehrerin. Innerlich freute ich mich schon halb auf den Machtkampf, aber es war ungünstig, ihn vor den ganzen Schülern auszutragen. Denn wenn einer dem anderen die Autorität untergrub, konnte das bei Jugendlichen schnell zu Respektlosigkeit führen. Ich nickte mit dem Kopf in Richtung des überdimensionalen Photos.
"Die Puppe. Beschreib sie mir, wenn du es so gut kannst. Sage mir, warum sie dort sitzt. Und wenn es dich nicht interessiert, darfst du liebend gerne den Raum verlassen." Sie zu Duzen war nicht die höflichste Art, mit anderen Erwachsenen umzugehen, aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Geduldig wartete ich auf eine Reaktion von ihr. Und da kam sie auch schon, sie zog die Brauen tief in die Augen und ich lächelte bei dem bösen Blick. Ein Punkt für mich.
"Darauf bin ich bewusst nicht eingegangen", murmelte sie, dann fand sie schnell zu ihrer neutralen, jetzt vielleicht ein bisschen herablassenden Art zurück.
„Es ist eine Zedernholzpuppe, wie jede andere. Sicherlich wird sie aber etwas mit dem heutigen Thema zu tun haben, ansonsten würde dieses Poster sicher nicht an der Tafel hängen. Warum sich diese Puppe gerade an diesem Ort befindet, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht hat ein verrückter Marionettenspieler sie entsorgt oder auch irgendein anderer Spinner, der so etwas bei sich zu Hause hatte. Allerdings kann man dann keinen wirklichen Bezug mit diesem Thema herstellen“, erklärte sie.  Ich lächelte. Sie wollte es nicht wahrhaben, genauso, wie jeder andere. Das war immer dasselbe mit Menschen. Wenn sie etwas nicht wissen wollten, weil es abscheulich war, dann verschlossen sie die Augen. Ich blinzelte und öffnete meine Augen nun. Sie schien nicht gerade von ihrer Idee überzeugt zu sein. Vielleicht hatte sie noch mehr mit dem Thema am Hut, als ihr lieb ist.
"Es war ein Marionettenspieler", bestätigte ich ihre Aussage. "Diese Puppen wurden so wahrheitsgetreu angefertigt, dass man sich fragen müsste, ob man die Menschen nicht einfach mit einem Zaubertrick in Holz verwandelt hatte. So wie Pinoccio in einen echten Jungen verwandelt worden war." Ich stemmte die rechte Hand in die Hüfte und zog mit der Linken wieder den Artikel aus meiner Hosentasche. Ich las ihn nicht, ich spielte nur lediglich damit. Eine kurze Weile war es still und die Schüler, wie auch die seltsame Frau ließen meine Worte auf sich wirken. Dann hörte ich ihre Stimme wieder.
"Aber sie sind doch sicher gekommen, um den Schülern die Antwort auf diese ganzen Fragen zu geben, richtig?“ Ich stopfte den Zettel wieder zurück in die Hosentasche und ohne ihre Worte zu bestätigen fing ich mit meinem Vortrag an. Ich erzählte über Mörder und fing mit einem anderen, einfacheren Beispiel an, als das mit den Puppen. Ich stieg in die Tiefen der menschlichen Psychologie ein und die Schüler folgten mir. Zwischendurch schmiss ich einen raus, weil er meinte, es sei witzig, so zu tun, als würde er als Amokläufer durch den Raum schießen. Alles in Allem lief der Vormittag doch noch ganz gut.
Der Gong ertönte und die Schüler strömten diskutierend aus dem Saal. Auch die Blauhaarige wollte schon gehen, aber ich hielt sie auf.
"Hätten sie Zeit, dass wir noch ein bisschen plaudern?", fragte ich sie mit meinem besten Lächeln auf den Lippen. Sie drehte sich zu mir um.
"Gerne doch."

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